zur Erinnerung
Wo der FC Karl-Marx-Stadt seine erste Meisterschaft feierte

Erschienen am 13.07.2019

Für Sie berichtet: Michael Müller
Zwölf Jahre nach seinem Abriss widmet sich dem einstigen Hotel Carola ein Filmprojekt. Der Initiator hofft auf viele Zeitzeugen.

Festlich geschmückt zeigen sich das HO-Hotel "Carola" (rechts) und die benachbarte Villa Zimmermann (mit Gaststätte "Zum Goldbroiler") im Karl-Marx-Stadt der 1960er-Jahre.
Foto: Elvir Löschner

Aus dem Stadtbild ist es seit mehr als zehn Jahren verschwunden, in den Köpfen vieler Chemnitzer aber noch immer präsent - das Carola-Hotel am Hauptbahnhof. Einst eines der vornehmsten Häuser der Stadt und auch zu DDR-Zeiten noch immer eine gefragte Adresse, stand es seit Mitte der 1990er-Jahre die meiste Zeit leer. Nach einem Verkauf durch die Treuhand wechselte es mehrfach den Besitzer, bis es 2007 nach 120 Jahren abgerissen wurde.

Während auf dem Gelände nun der Bau eines Bürohauses vorbereitet wird, werden anderswo fleißig Erinnerungen an das Carola zusammengetragen - für ein Filmprojekt des Harthauer Hobbyfilmers und Heimatforschers Claus-D. Härtel. Der 69-Jährige hatte zwar erst zu Jahresbeginn nach der Premiere der zwölften Produktion seiner Filmreihe "Spuren suchen - Spuren finden" selbige für beendet erklärt. Doch vier Wochen später, so erzählt er, klingelte bei ihm das Telefon. Am anderen Ende ein früherer Oberkellner des Hotels Carola. Er habe da einen dicken Ordner mit vielen Fotos und allen möglichen Unterlagen zur Geschichte des Hauses, schilderte der Mann. Ob er, Härtel, sich den vielleicht mal anschauen wolle?

Er wollte, und es war schnell klar, dass es wohl doch noch eine dreizehnte Folge "Spuren suchen - Spuren finden" geben wird. "Mehrere frühere Mitarbeiter stehen mir als Zeitzeugen mit alten Fotos, privaten Videofilmen und Original-Speisekarten zur Verfügung", schildert Härtel. Auch mehrere Paare hätten sich gemeldet, die im Carola einst ihre Hochzeit gefeiert hätten. "Was bleibt mir da anderes übrig, als noch mal loszulegen", so Härtel.

Ende 2007 wurde das 120 Jahre alte Gebäude abgerissen.
Foto: Andreas Truxa

Auch ein besonderes Kapitel Chemnitzer Sportgeschichte soll in dem Film zur Sprache kommen. In den 1960er-Jahren diente das Carola- Hotel dem Fußballclub Karl-Marx-Stadt als eine Art Vereinslokal. Anfang Mai 1967, als der FCK mit einem Auswärtssieg bei Hansa Rostock den Gewinn der DDR-Meisterschaft perfekt gemacht hatte, trugen die zu Tausenden versammelten Fans die Spieler nach ihrer Rückkehr auf den Schultern vom Bahnhof zum Hotel. "Dort haben wir gefrühstückt, bevor wir zum Training ins Thälmannstadion mussten", erinnerte sich Peter Müller, einer der Spieler der Meistermannschaft, noch viele Jahre später an jenen Tag. Die offizielle Meisterfeier stieg dann einige Zeit später in der Kosmos-Bar.

Ob Fußball oder Brigadefeier, Hochzeit oder Jugendweihe - Claus-D. Härtel hofft, noch einige Erinnerungen von Chemnitzern an das Carola ausfindig zu machen und mit der Kamera festhalten zu dürfen. Gezeigt werden soll der fertige Film dann im Frühjahr kommenden Jahres. Bis dahin ist im Kino Metropol jeden Monat eine seiner bisherigen Produktionen zu sehen. Die nächste "Vom Bergstollen für die Rüstungsindustrie zum Luftschutzbunker - 16 Meter unter der Feudelstraße" wird am 18. Juli (15 Uhr) und am 21.Juli (13 Uhr) gezeigt. (mit ms, su)

Zeitzeugen können sich bei Claus-D. Härtel melden unter Telefon 0371 513535 oder per E-Mail harthau@kdwelt.de.


Quelle: FP vom 13.07.2019

So soll es spätestens 2021 an der Bahnhofstraße aussehen: An der Stelle des früheren Hotels ist ein Bürohaus geplant.
Foto: Architekturbüro Höhn und Fischer
"Mit Erler, Vogel, Feister - der FCK wird Meister", hieß es Mitte der 1960er-Jahre.
Das erfolgreiche "Oberliga-Kollektiv" pflegte nach Heimspielen, im Carola-Hotel einzukehren.
Foto: Claus D. Härtel

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